Insert: „Das Freihaus in Wien.“ (0.01); Insert: „Unweit vom Zentrum der Stadt steht das Freihaus mit seinem Höfegewirr, das eigentlich kein Haus, sondern eine richtige Kleinstadt darstellt.“; „Es ist eine eigene Welt, mit vielen Toren, mit der Umgebung verbunden“;

Schwenk über die Dächer des Freihausviertels (Innenansicht) bis hin zur Rosalienkapelle (1.03); im Hintergrund die Kuppel der Karlskirche (1.09);

Insert: „Eine einst von einem Arm des Wienflusses umflossene Insel nimmt Conrad von Starhemberg in Besitz und läßt sich mit Freibrief vom Kaiser bestätigen, (1.16); Insert: „daß alles, was er auf der Insel bauen werde, für ewige Zeiten von Dienstbarkeiten und Abgaben befreit werde.“ (1.26); Insert: „Hier standen – vor den Toren der Stadt – noch Mühlen zwischen landesfürstlichen Gärten: Schleifmühle, Bärenmühle, Heumühle.“ (1.37);

Bildausschnitt vom Naschmarkt (Aufsicht), Ecke Getreidemarkt/Rechte Wienzeile (1.43); erneuter Schwenk über die Dächer des Freihausviertels (1.51); Blick auf den Karlsplatz, rechts das Porrhaus; selbiger Ausschnitt vom Naschmarkt (2.20); Schwenk entlang der Häuser an der Rechten Wienzeile, Hausfassade mit Aufschrift: „Restaurant Weinhaus“ und Schild: „Schneiderei“ (2.42); Häuserfront am Obstmarkt, Café Glaser (3.03); Schwenk zurück über die Dächer des Freihausviertels;

Insert: „Weite Hofplätze und kleine trübe Höfe geben Raum für Autowerkstätten und Garagen und viele Handwerksbetriebe.“ (3.17); Schwenk über die Dächer des Freihausviertels (mit Blick in die Höfe desselbigen) bis hin zur Wiedner Hauptstraße (4.04);

Insert: „Immer näher haben sich mächtige Neubauten an dieses, zwischen Naschmarkt, Bärenmühle und Wiednerhauptstraße gelegene Kleinstadt-idyll herangedrängt.“ (4.21); Blick auf linke Wienzeile und das ehemalige Österreichische Verkehrsbüro (heute Novomatic-Forum) (4.32); Schwenk nach links über die Front des Freihausviertels am Obstmarkt.

Insert: „Nach außen weisen die langgestreckten Hausfronten eine große Zahl der verschiedensten Geschäfte auf und die vielen Firmentafeln und Ankündigungen bieten ein buntes Bild.“ (5.07); Blick auf die Häuserfront entlang der Wiedner Hauptstraße, im Hintergrund rechts das Porrhaus (5.20); Schwenk nach rechts, im Hintergrund der Karlsplatz (5.32) Geschäftsfront (näher) auf der Wiedner Hauptstraße (5.33); es folgen mehrere Straßenszenen am Rilkeplatz (5.38) und der Wiedner Hauptstraße (5.48); Straßenszene am Obstmarkt (6.30); Aufnahme von Rechter Wienzeile, links der Naschmarkt, Blickrichtung Stadteinwärts (6.36); Aufnahme von Gastwirtschaft auf der Rechten Wienzeile näher (6.51);

Insert: „Zwischen den Garagen, Werkstätten und Bretterhütten hie und da ein liebevoll behütetes Garterl, ein Hendelauslauf, ein Salettl, ein baumbestandender Erdmugl.“ (7.07); Aufnahmen vom Inneren des Freihausviertels folgen; Frau mit Kinderwagen passiert Durchgang (7.21); Aufnahmen von Automobilen vor Opern Garage und Gemischtwarenhandlung (7.34) im Innenhof des Freihausviertels, im Hintergrund die Häuser an der Linken Wienzeile; kleiner Garten mit Hühnern;

Insert: „Gewundene Stiegen führen überall ins Dunkle. Hie und da grünt ein Beet oder ein Baum und einer hat sich sogar auf einer Mauer angesiedelt.“ (8.00); Aufnahmen von verschiedenen Türen bzw. Durchgängen folgen; 
Insert: „In manchen trüben Winkeln und Gängen sieht es aus, als wären sie Kulissen für eine Diebskomödie.“ (8.31); weitere Aufnahme von dunklem Durchgang;

Insert: „Die einst berühmt gewesene Rosalienkapelle, die in Zeiten der Pest Zufluchts- und Beetort der Freihausbewohner war, dient jetzt einem Werkstättenbesitzer als Magazin.“ (8.46); Aufnahmen von Fassade der Rosalienkapelle folgen. (8.57); weitere Bilder von Höfen des Freihausviertels;

Insert: „Auf dem Weg durch die vielen Höfe begegnet man manchem idyllischen Winkel.“ (9.21); weitere Aufnahmen vom Inneren der Höfe; Insert: „Eine Welt, vor allem für die Kinder und Hunde, die mitten in der Großstadt einen Auslauf haben, wie er im Herzen der Stadt kaum noch wiederkehrt.“ (10.16); Aufnahme von Menschengruppe und herumtollenden Hunden vor Gartenzaun; Bild von kleinem Mädchen, das sich und seine Stofftiere rund um ein kleines Tischchen gruppiert (11.07);

Insert: „Manche Stätte ist der Schauplatz bedeutender oder geschichtlicher oder künstlerischer Begebenheiten gewesen.“ (11.15); Insert: „So ist die Stelle jenes Gartenhauses bekannt, in welchem Mozart seine ‚Zauberflöte’ komponierte.“ (11.24); Aufnahme von Hausfassade; Insert: „In der Nähe stand das Theater Schikaneders, in dem die Zauberflöte zum ersten Male aufgeführt wurde.“ (11.38); Insert: „Zwischen Ruinen steht noch der Gartensalon jenes bekannten Gasthauses ‚Zum goldenen Fassl’, in dem die berühmtesten Wiener Volkssänger wirkten.“ (11.49); Blick auf die Ruinen des Gartensalons; Aufnahme von Hund; Ratte läuft übers Dach (12.13);

Insert: „Ein berühmter Brunnen spendet den Bewohnern bestes Trinkwasser.“ (12.26); Insert: „Während des Krieges wurde in einem Großteil des Freihauses Militär untergebracht.“ (12.39);

Insert: „Mächtiges Mauerwerk und breite Einfahrten scheinen der Ewigkeit trotzen zu wollen und doch ist die Zeit nahe, da auch diese ausgedehnten Baulichkeiten beseitigt werden sollen,“ (12.51); Insert: „um neuzeitlichen Gebäuden Platz zu machen. Ein altes, an Geschichte reiches Stück der Stadt Wien verschwindet, um dem stets wachsenden Verkehr Platz zu machen.“ (13.08);

Ansicht von Durchgang und Wäscheleine, darüber eine Sonnenuhr (13.25); Bilder von Häuserfassaden innerhalb des Freihausviertels;

Aufnahmen vom Abriss des Freihausviertels, im Hintergrund die Häuser an der Linken Wienzeile (13.45); 
Kinder beim Spielen; nochmalige Bilder von den Häuserfassaden innerhalb des Viertels; Schwenk über die Dächer des Freihausviertels, im Hintergrund links die Karlskirche (14.08);

Automobile innerhalb des Viertels; Straßenszene: Ecke Margaretenstraße 18/Schleifmühlgasse (14.18); Bild von Durchgang und Marienstatue; Blick auf Obstmarkt, links das ehemalige Österreichische Verkehrsbüro (14.42);

Aufnahme in Vogelperspektive von den Dächern des Freihauses, Schwenk nach oben, im Hintergrund der Karlsplatz, rechts das Porrhaus (14.56); Bilder von den Abrissarbeiten (15.05).

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Einzigartige Aufnahmen des z.T. demolierten Freihauses vor dem Bau der Operngasse. Die Intention und der Einsatzzweck des Films sind unklar – von den Filmen des Roten Wien unterscheidet er sich deutlich in seinem fortschrittsskeptischen Duktus. Aufnahmen z.T. wiederverwendet im Pilotfilm von "Planquadrat". Ein 35mm Dupnegativ ist ebenfalls erhalten (media wien)

Das Freihaus, 1643 von der Familie Starhemberg zunächst als Lehen, kurz darauf als Eigentum mit eigener Gerichtsbarkeit erworben, zweimal im 17., einmal im 18. Jahrhundert durch Brände zerstört, um 1785 als in sich geschlossener Zinshauskomplex unter der Leitung des k. k. niederösterreichischen Landschaftsbaumeisters Andreas Zach wiedererrichtet, ist Ende des 18. Jahrhunderts das größte und bedeutendste Mietshaus Wiens: Der aus 6 Höfen und 31 Stiegen bestehende Gebäudekomplex beherbergt durchschnittlich etwa 1000 BewohnerInnen und befindet sich auf etwa 25.000 Quadratmetern zwischen der heutigen Wiedner Haupstraße, Margaretenstraße, Schleifmühlgasse, Kühnplatz, Mühlgasse und der Resselgasse. Das bürgerliche Mietshaus hat eine sehr gute Infrastruktur: Neben der Rosalienkapelle (der letzte noch existierende Teil des Hauses, heute am Naschmarkt) gibt es u.a. ein eigenes Gefängnis (da selbständige Gerichtsbarkeit), eine Schule, Werkstätten, Kleingewerbe und v.a. das Theater Emanuel Schikaneders, in dem 1791 Mozarts „Zauberflöte“ uraufgeführt wird. In jener Zeit eine bedeutende Einnahmequelle der Starhembergs wird es nach 1848 zunehmend zur finanziellen Belastung in die die Besitzer  nichts mehr investieren. Das Freihaus zerfällt zusehends, die Mieterstruktur ändert sich (statt bürgerlichen Schichten nun v.a. Kleingewerbe und ArbeiterInnen), die Wohnungen werden aufgeteilt. 1872 verkaufen die Starhembergs an die Franco-Österreichische Bank, diese ein Jahr später an Freiherren von Drasche und die Wienerberger Ziegelfabriks- und Baugesellschaft.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals angedacht, wird 1913 endgültig mit dem Abriss eines Teils des Areals begonnen, der Naschmarkt ist bereits um 1905 an die Wienzeile verlegt worden. Im 1. Weltkrieg, der die Abbrucharbeiten unterbricht, wird Militär in das Freihaus einquartiert, das zusehends verfällt. 1934 bis 1938 (das Porrhaus wird bereits 1931 errichtet) erfolgt die „Assanierung“ des Freihausviertels, das großflächigste realisierte Bauvorhaben des Austrofaschismus. Das Filmdokument zeigt den Abriss von Teilen des Freihauses 1936, bei denen der Durchbruch zur verlängerten Operngasse erfolgt, in der nun mehrere Wohnbauten realisiert werden (z.B. Bärenmühle, Operngasse Ecke Rechte Wienzeile). In den 1970ern werden schließlich die letzten Reste des Freihauses demoliert.

Laut Lehmann's Adressverzeichnis bestand das im Film ab Minute 3.03 zu sehende Café Glaser erst ab 1936, weshalb davon ausgegangen werden muss, dass auch diese Filmaufnahmen 1936 entstanden sind.

Zeitungen beklagen bereits 1913 das Ende des Freihauses, es entstehen zahlreiche verklärende Aquarelle, August Stauda fotografiert den Komplex um 1910 als einen Teil „Alt-Wiens“ – auch das Filmdokument präsentiert das Freihaus als verschwindendes Idyll eines vergangenen Wien.

Literatur:

Feller, Barbara (2008), Der Karlsplatz zwischen 1918 und 1945. Platz zum Bauen. Platz zum Träumen, in: Elke Doppler, Christian Rapp, Sandor Bekesi (Hg.), Am Puls der Stadt: 2000 Jahre Karlsplatz, Wien,  S. 154-159 (Ausstellungskatalog des Wien Museums). 

Kreutler, Frauke (2008), Das Starhembergische Freihaus auf der Wieden. „… du Goliath der Häuser!“, in: Am Puls der Stadt, S. 94-99.

Plischke, Stefan (1994), Ein Hauch des Großstädtischen. Das Assanierungsgebiet Operngasse, in: Jan Tabor (Hg.), Kunst und Diktatur. Architektur, Bildhauerei und Malerei in Österreich, Deutschland, Italien und der Sowjetunion 1922–1956, Baden 1994, S. 224-229.

Spiesberger, Else (1980), Das Freihaus, Wien/Hamburg

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