Turnerinnen-Aufmarsch der christlich-deutschen Turnerinnen auf der Ringstraße (Opernring 1-5, "Heinrichshof"), wahrscheinlich am 9.10.1932 (s.u.), "Gut-Heil"-Rufe, Ordensschwestern, Polizei und Spalier von ZuschauerInnen.

Bei der Anschlusskundgebung des Verbandes Deutsch-Völkischer Vereine am Heldenplatz, ebenfalls am 9.10.1932, nehmen mehrere tausend Menschen teil. Das "Deutschlandlied" wird gespielt. (0.12) Menschen in Trachten (= der "Bund der Tiroler in Wien", "Sudetenland", "Deutsch-Böhmen") jubeln, der Gauleiter von Ostpreußen Erich Koch spricht (fragmentarisch); (0.29) die Menschenmenge jubelt, ruft "heil" (unter ihnen SA). (0.48)

Die Demonstration der Wiener Taxichauffeure am 27.1.1933 in der Kärtner Straße Ecke Stock-im-Eisen-Platz gegen die Erhöhung der Benzinsteuer, die zwar nicht von den Nationalsozialisten initiiert, jedoch von ihnen vereinnahmt wurde ("Taxistreik"). Zu sehen sind verstopfte Straßen, der Verkehr kommt zum Erliegen, Taxler johlen in die Kamera, heben ihre Hüte und spielen Jo-Jo (!) (0.53)

Nationalsozialistische Störaktionen beim Heimwehraufmarsch am 14.5.1933, der sogenannten "Türkenbefreiungsfeier".NS-Sympatisanten skandieren das "Deutschlandlied", johlen, pfeifen und provozieren mit Hiltlergruß und übertönen sowohl Musik als auch SympathisantInnen der Heimwehr. Anfangs im Hintergrund zu sehen sind das Technische Museum und die Straßenbahnremise im 15. Wiener Gemeindebezirk. Die Heimwehrführer Emil Fey, Ernst Rüdiger Starhemberg und Richard Steidle gehen an der Spitze des Zuges von Schönbrunn (nicht im Bild) stadteinwärts (2.12). Polizei greift mit Gummiknüppel ein, es kommt zu Tumulten und Verhaftungen. Der Zug setzt auf der Mariahilfer Straße fort, die Kamera befindet sich ca. auf Höhe der Zieglergasse, im Hintergrund zu sehen ist das "Stafa"-Kino (Mariahilfer Straße 120, 1070). (1.36)

NSDAP-Kundgebung in der Engelmann-Arena (Syringgasse 6-14, 1170) am 1.5.1933. Im Bild sind Hakenkreuzfahnen, Transparente für NS-Zeitungen; eine SA-Kapelle spielt "Preußens Gloria", SS marschiert an der Kapelle vorbei. Rede vermutlich des Wiener Gauleiters Alfred Eduard Frauenfeld (der Redner ist unscharf). Es folgt ein Schwenk über die Menschenmenge, johlend, die Arme zum Hitlergruß gereckt, am Ende steht das Publikm auf, die Kapelle spielt das "Horst-Wessel-Lied". (3.17)

Tumulte - rennende Menschen, Zuschauer, Rufe und berittene Polizei in der Mariahifer Straße Ecke Kasernengasse (heute: Otto-Bauer-Gasse, im Hintergrund das "Flotten"-Kino in der Mariahilfer Straße 85, 1060) anlässlich des Besuchs des deutschen Reichtagsabgeordneten und Reichsjustizkommissars Hans Frank in Wien im Mai 1933: Frank besucht das sog. "Braune Haus" (Adolf-Hitler-Haus, Hirschengasse 25, 1060), Sitz der Wiener Gauleitung und Zentrum der Wiener NSDAP. Rede Hans Franks und Dank an Frauenfeld, sie stehen im Foyer des "Adolf-Hitler-Hauses", daneben weitere Nationalsozialisten (5.37). (Frank wird am 15.5.1933 von der österreichischen Regierung ausgewiesen). Es folgen Bilder mit Menschenmenge - erneut Heilrufe und NS-Gruß - und einem Autokordon mit Nationalsozialisten in der Mariahilfer Straße. (5.15)

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Nach der Neugründung der NSDAP 1926 als „Hitlerbewegung“ ist die Partei trotz sehr weniger Wahlstimmen und relativ wenigen Mitgliedern bereits Ende der 1920er nicht ganz unwichtig in der politischen Topografie Wiens: 1927 kommt es zu größeren antisemitischen Aussschreitungen an der Wiener Universität, 1928 protestiert die NSDAP gegen die Aufführung der Krenek-Oper „Johnny spielt auf“ in der Staatsoper, 1931 in Allianz mit Christlichsozialen, Heimwehr und Turnerbund erfolgreich gegen die Verfilmung von Remarques „Im Westen nichts Neues“ usw.

Doch spätestens 1932 – mit den enormen Stimmenzuwächsen in Deutschland und Wahlgewinnen in Österreich (17,4% Prozent und 15 von 100 Abgeordneten im Gemeinderat bei den Landtagswahlen in Wien im April des Jahres) – steigt die Präsenz der NSDAP, die zur wichtigsten „rechten“ Gruppierung in Wien wird: Es werden zahlreiche Kundgebungen, Störaktionen und Saalschlachten organisiert, der „Kampf“ um den Gemeindebau aufgenommen, NS-Prominenz aus Deutschland eingeladen, ein Haus in der Hirschengasse gekauft und zum Zentrum der Wiener NSDAP umfunktioniert von dem ausgehend der „Terror“ auf der Straße organisiert wird. Besonders rund um den Gauparteitag von 29.9. bis 2.10.1932, bei dem u.a. Hermann Göring und Hans Frank auftreten, kommt es zu zahlreichen Zusammenstößen und Zwischenfällen: Neben der versuchten Erstürmung inklusive Schusswechsel von SP-Häusern in Mariahilf, erfolgen Angriffe auf Cafehäuser, eine Synagoge und Übegriffe gegen JüdInnen in der Leopoldstadt. Mitte Oktober kommt es zu schweren Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Republikanischem Schutzbund in Simmering („Simmeringer Blutsonntag“), kurz vor Weihnachten verübt die Wiener SS einen Tränengas- und Stinkbombenanschlag auf das Kaufhaus Gerngroß in der Mariahilfer Straße.

1933 konzentriert sich die NSDAP verstärkt auf politischen Terror. Einem Attentat auf den Tiroler Heimwehrführer Richard Steidle am 11.6. folgen nationalsozialistische Bombenanschläge auf das Juweliergeschäft „Futterweit“, das Café „Produktenbörse“ und das Kaufhaus „HAK“, alle in Wien. Nach dem Handgranatenanschlag auf Hilfsturner in Krems, bei dem 30 Menschen verletzt werden und einer stirbt, verfügt die Regierung am 19.6.1933 schließlich ein Verbot der NSDAP in Österreich. 

Quellen und Literatur:

Österreichisches Staatsarchiv/ Archiv der Republik, BKA-I, NS-Parteistellen

Botz, Gerhard (1983), Gewalt in der Politik. Attentate, Zusammenstöße, Putschversuche, Unruhen in Österreich 1918 bis 1938, München.

Carsten, Francis L. (1977), Faschismus in Österreich. Von Schönerer zu Hitler, München.

Garscha, Winfried R. (2005), Nationalsozialisten in Österreich 1933–1938, in: Talos, Emmerich/ Neugebauer, Wolfgang (Hg.), Austrofaschismus. Politik – Ökonomie – Kultur 1933–1938, 5., völlig überarb. und erg. Aufl., Wien, S. 100–120.

Rothländer, Christiane, Die Anfänge der Wiener SS, Wien (in Druck).

Rothländer, Christiane/ Yazdanpanah Marie-Noelle, Endbericht für ",Das Adolf-Hitler-Haus‘, Hirschengasse 25, Wien-Mariahilf", Wien, gefördert durch den Österreichischen Zukunftsfonds (ungedruckt).

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